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Chronik

Vorläufer des musikalischen Vereinswesens in Anif waren die Kirchenmusiker, die sich bei kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen als Streichmusiker betätigten. Anifer Bauern und Burschen, die in der Grödiger Ortskapelle tätig waren, setzten sich im Jahr 1878 zum Ziel, eine eigene Musikkapelle zu gründen. Es waren dies Hans Rautenbacher (Gaberhellbauer), Franz und Johann Lackner (Hauslbauernsöhne), Hans Diesenbacher (Tiergartnerbauer im Dorf), Franz und Josef Eibl (Madlbauernsöhne), Alois Mayr (Kaiserbauernsohn) und Josef Eder.Der frühere Militärmusiker Hans Rautenbacher wurde Kapellmeister und leitete die Kapelle, die sich rasch großer Beliebtheit erfreute, bis 1894. Er war ein überaus musikbegabter Mensch. Er komponierte selbst und war mit der Musik so verbunden, dass er - zum Ärger seiner Angehörigen - oftmals während der Feldarbeit nach Hause lief, um eine Melodie, die ihm im Ohr klang, zu Papier zu bringen.

Nach dem frühen Tod Rautenbachers übernahm Franz Lackner für vier Jahre den Taktstock. 1898 wurde Josef Eibl Kapellmeister. Er führte die Trachtenmusikkapelle Anif 1908 beim Festzug zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph in Wien an.
 
Nach 30 Jahren - im Jahr 1928 - wurde Josef Eibl durch seinen Neffen, den Zimmerermeister Franz Eibl, als Kapellmeister abgelöst. Mit einer kurzen Unterbrechung, in der Thomas Prähauser eingesetzt war, leitete Franz Eibl mehr als 50 Jahre lang die Kapelle. Beim 100-Jahr-Jubiläum 1978 führte er noch Stab und Taktstock, am 22. August 1981 starb Franz Eibl. 64 Jahre lang hatte er insgesamt der Kapelle angehört.
 
Echte Verbitterung schuf im Jahr 1945 die Beschlagnahme der Musikinstrumente durch die Besatzungsmacht. Die Soldaten lernten einen einzigen Marsch damit ein und bliesen diesen jedes Mal auf dem Weg von der alten Post bis zur Thingstätte beim Kaiserbauern, wo die tägliche Fahnenhissung und -einholung stattfand. Die zumeist erst aus dem Krieg heimgekehrten Anifer Musiker hatten wenig Verständnis dafür, auch die Ortsbewohner hatten keine große Freude mit der etwas fremdartigen Darbietung.
 
Dann aber wurden die Instrumente doch wieder ordnungsgemäß zurückgegeben. Mit großem Eifer setzte der Wiederaufbau der Anifer Musikkapelle ein. Die Tatkraft jedes einzelnen Musikers, insbesondere aber auch die große Unterstützung durch die Bevölkerung machten 1958 eine Neueinkleidung der Kapelle möglich. Schon kurz danach erreichten die Anifer Musiker mit dieser an das Flachgauer Bauernfestkleid angelehnten Tracht (Rock aus grünem Tuch mit Samtkragen, rotes Leiberl, blaues Seidenmascherl, schwarze Lederhose, naturweiße Wollstutzen, schwarze Trachtenschuhe, Hut mit Goldschnur und Quasten) in Meran vor vielen Bewerbern aus Nord- und Südtirol, Kärnten und anderen Ländern den ersten Trachtenpreis.
 
Neben der Umrahmung örtlicher Veranstaltungen spielte die Trachtenmusikkapelle Anif bei den verschiedensten Veranstaltungen in der Landeshauptstadt Salzburg auf, so bei Kongress-empfängen, Fernsehsendungen und im Landestheater bei der Operette "Zum Weißen Rößl". Unvergesslich bleiben verschiedene Reisen, 1963 nach Jugoslawien und 1965 nach Reims, eine musikalische Fahrt von wahrhaft völkerverbindendem Gehalt. Eine sehr ehrenvolle Aufgabe für die Musikkapelle Anif war im Jahr 1960 die musikalische Umrahmung der Übergabe des ersten von einem Bundesland der Stadt Wien geschenkten Weihnachtsbaumes. Auch München war - neben einigen anderen Abstechern in die bayrische Nachbarschaft - immer wieder Ziel für musikalische Darbietungen. 1977 führte die Ausstellung "Salzburg zu Gast in Hamburg" in die Hansestadt. Ein großes Erlebnis für die Anifer Musikanten waren auch der Empfang und die Verabschiedung des amerikanischen Präsidenten Nixon am Flughafen in Salzburg.
 
Im Jahr 1979 übernahm der aus Roitham in Oberösterreich stammende junge, vielseitige Musikprofessor Mag. Johann Kastenhuber den Taktstock, die organisatorische Leitung war seit 1978 in den Händen von Obmann Siegfried Siller, der sich schon seit 15 Jahren als Kassier um die finanziellen Belange gekümmert hatte. Beachtliche Leistungssteigerungen innerhalb kürzester Zeit, viel junger, talentierter Nachwuchs, darunter nun auch immer wieder Mädchen, sehr gute und ausgezeichnete Noten bei Konzert- und Marschbewertungen lassen die hervorragende Arbeit des jungen Kapellmeisters erkennen. Ein wichtiges Jahr war 1984: Endlich konnte die Kapelle im neu errichteten Feuerwehrhaus durch die großartige Unterstützung der Gemeinde in einen zeitgemäßen Probenraum einziehen. 1988 feierte die Musikkapelle im Rahmen des Festes "1200 Jahre Pfarren Anif und Niederalm" ihr 110-jähriges Bestandsjubiläum.
 
Nachdem Siegfried Siller im Jahr 1991 nach 13-jähriger Tätigkeit nicht mehr kandidiert hatte, wurde Walter Praschberger, seit 1986 Vizekapellmeister, zum Obmann der Trachtenmusikkapelle Anif gewählt. Siegfried Siller wurde zum Ehrenobmann ernannt. Im Auftrag des Salzburger Blasmusikverbandes vertraten 1994 die Trachtenmusikkapellen Großgmain, Grödig und Anif das Land Salzburg beim Österreichischen Blasmusikfest in Wien. Auch bei verschiedenen feierlichen Anlässen in der Partnergemeinde Eppan in Südtirol war die Anifer Musikkapelle immer wieder eingeladen. Zu einem unvergesslichen Erlebnis für Jung und Alt wurde im Jahr 1997 die Fahrt mit einem Sonderzug zu den Rasteder Musiktagen in Norddeutschland, wo die Kapelle unter großer internationaler Konkurrenz mit bestem Erfolg an Konzert- und Marschwertungen teilnahm. Der Kapellmeister erreichte dort bei der Dirigentenbewertung den ersten Platz.
 
Ende 1997 legte Mag. Johann Kastenhuber nach 18 Jahren die musikalische Leitung zurück und wurde in Anerkennung seiner besonderen Leistungen zum Ehrenkapellmeister ernannt. Als Kapellmeister folgte nun der junge Musiklehrer Karl Weiss aus Altenmarkt im Pongau. Auch unter seiner Führung setzten sich die musikalischen Erfolge fort. 1999 brachten die Teilnahmen an einer Konzertwertung unter der Leitung von Kapellmeister Karl Weiss und an Marschmusikbewertungen unter der Stabführung von Walter Praschberger wieder ausgezeichnete Erfolge. Im September 2004 hat Paul Hagenauer die organisatorische Leitung der Kapelle übernommen, seit Jänner 2005 ist Rudolf Egner Kapellmeister.
 
Mit Ende 2015 legte Paul Hagenauer seine Tätigkeit als Obmann zurück und Walter Praschberger übernahm die organisatorische Leitung wieder.
 
Derzeit musizieren in der Musikkapelle Anif 61 Mädchen, Burschen, Frauen und Männer, unterstützt durch zwei fleißige Marketenderinnen. Jährlich fallen etwa 40 Ausrückungen an, wofür ca. 50 Proben notwendig sind. Bei vielen Musikern kommt dann noch eine größere Zahl an Proben und Ausrückungen mit kleineren Gruppen dazu. Eine Besonderheit ist, dass die Anifer Musiker bei Feuerwehrfeierlichkeiten im Ort und darüber hinaus auch in Feuerwehruniform auftreten. Als ihre wichtigste Aufgabe sieht die Kapelle die musikalische Umrahmung kirchlicher und weltlicher Feste im Ort. Den Höhepunkt in jedem Jahr bildet das Frühjahrskonzert, bei dem der Kapellmeister die Musiker immer wieder zu Höchstleistungen motiviert. Ihr volles Organisationstalent entwickeln die Mitglieder der Kapelle jährlich im August bei der Ausrichtung des traditionellen Anifer Kirtages.